Boris Ballmer - Linus Rösler 0:1
Carsten Lehmann - Diego Avaria remis
Silvan Bonanomi - Rudolf Stadler 1:0
Roger Berger - Yannick Radt 0:1
Andrin Ziegler - Dario Hilpertshauser 0:1
Nach unserem euphorischen Aufstieg letzte Saison haben wir, wie üblich für einen Aufsteiger, auf dem Transfermarkt so richtig zugeschlagen! Neben den schmerzhaften Abgängen von Anton B. und Simon C. zu Antons neuem Team Bern 7 und von Viktor zum hochtalentierten Juniorenteam Bern 5 von Timo, konnten wir einige hochkarätige Spieler verpflichten: Francesco "Capitano der Herzen" Tedone, Robin "Bundesrat 2035" Sobari, Yannick "ist immer pa-" Radt, Diego "Ministro de Defensa" Avaria und Ruedi "70 ist das neue 20" Stadler. Neben dieser schlagkräftigen Verstärkung auf den 64 Feldern war ich mir bei diesen sympathischen Personalien auch sicher, dass unser guter Teamgeist von der letzten Saison erhalten bleibt. Und das hat sich auch sofort bestätigt: vielleicht waren es die Mühlen, die Oli in einem hinduistischen Tempel in Nepal für uns gedreht hat, auf jeden Fall haben Diego, Dario, Yannick und ich uns in bester Laune am Treffpunkt getroffen; Ruedi ist in Gümligen zugestiegen und hat gleich fleissig beim gutgelaunten Rumwitzeln mitgeholfen. Doch genug Vorgeplänkel.
In der ersten Runde erwartete uns mit Münsingen 1 ein Team, welches mit dem Abgang von Shootingstar Lukas Oestmann zum ASK Réti einen gewaltigen Aderlass erlitten hat, und dadurch wohl einen ähnlichen Eloschnitt wie wir aufweist. Für unser Minimalziel Klassenerhalt also gleich ein wichtiges Match! Im schönen Blumenhaus, dem Spiellokal von Münsingen, hatte heute Diego den kürzesten Arbeitstag: an Brett 2 spielte er mit Weiss gegen den Präsidenten des Schachklubs Münsingen, den äusserst starken und soliden Carsten Lehmann. Beide schenkten sich von Anfang an nichts, es kam schnell zu Liquidationen in der Brettmitte, und in einem ausgeglichenen Endspiel einigten sich die beiden nach einer fehlerfreien Partie auf ein Remis. Dies war zu diesem Zeit für uns auch taktisch die richtige Entscheidung: Dario und Yannick standen schon komfortabel, und ich habe da schon mindestens 2.5 Punkte auf unser Konto extrapoliert. Doch der Reihe nach:
Dario hat nach dem ersten Drittel der letzten Saison eine Schaffenspause eingelegt um sich auf sein Studium zu konzentrieren, und es hat mich sehr gefreut, wie motiviert er sich wieder zurück gemeldet hat! Von der unkonventionellen Eröffnung seines Gegners Andrin Ziegler an Brett 5 liess er sich mit Schwarz nicht aus dem Konzept bringen und spielte konsequent prinzipiell. Wie aus dem Lehrbuch schloss er das Zentrum und lancierte umgehend einen vernichtenden Angriff auf den weissen Königsflügel. Sein Gegner musste die Qualität geben, doch auch positionell stand Dario weiterhin besser. So lehnte er gar den Damentausch ab, was sich wenig später als goldrichtige Entscheidung herausgestellt hat: Dario griff weiter an und gewann schliesslich auch noch eine Leichtfigur, sein Gegner gab auf. Was für ein Comeback!
An Brett 4 mit Weiss bekam es Yannick mit dem gegnerischen Teamleiter Roger Berger zu tun. In gewohnt klinisch-positioneller Manier verteidigte Yannick von Anfang an den Anzugsvorteil und kam komfortabel ins Mittelspiel. Plötzlich stellte sein Gegner auch noch einen Bauern ein, und ab hier liess Yannick nichts mehr anbrennen: er vereinfachte gekonnt in ein Leichtfiguren Endspiel, tischte seinem Gegner einen vergifteten Bauern auf, und gabelte nach Annahme desselben die gegnerischen Springer auf. Grosses Kino! Wenig später stellte er auf 2.5-0.5 zu unseren Gunsten, ein Unentschieden hatten wir also auf sicher!
An Brett 3 war es jedoch der talentierte Münsinger Silvan Bonanomi, der gegen Ruedi mit den weissen Steinen einen Prachtstag erwischt hatte: wie sich im Gespräch nach der Partie ergab, lief Ruedi in eine frisch gepreppte Variante Silvans, und stand von Anfang an etwas passiv. Besonders Ruedis weissfeldriger Läufer führte ein bemitleidenswertes Knastdasein auf c8. Weiss hingegen hatte ein wunderbar harmonierendes Läuferpaar, und schliesslich bliess der Münsinger zum vernichtenden Königsangriff. Furchtlos opferte er die Qualität und nahm Ruedis König in die Mange, doch ebenso furchtlos verteidigte Ruedi die Stellung. Kurz kam Hoffnung auf, dass er tatsächlich den Kopf aus der Schlinge ziehen kann! Doch dann setzte Weiss zur Kür an, und fand auch noch ein Turmopfer zum Matt in 5. In meinen Augen hat sich Ruedi nichts vorzuwerfen, er verteidigte sich gut, doch bei seinem Gegner passte heute einfach alles zusammen.
Somit stand es 2.5-1.5 für uns, und ich war, wie so oft, der letzte verbleibende am Schachbrett. Und brauchte für den so wichtigen Teamsieg mindestens ein Remis! Und das war alles andere als in trockenen Tüchern: ich spielte an Brett 1 mit Schwarz gegen Boris Ballmer. Am Anfang kam ich mir vor wie im falschen Film: mein Gegner spielte auf meine doch eher unbekannte Nebenvariante als wäre es Hauptvarianten-Theorie und hatte nach 14 Zügen immer noch 1:30 auf der Uhr, während ich Zug um Zug Zeit brauchte, um die richtigen Felder für meine Figuren zu finden, und somit zu diesem Zeitpunkt weniger als halb so viel Zeit auf der Uhr hatte. Schliesslich konnte ich in einer manöverlastigen Partie einen Königsangriff starten, nachdem ich alle meine Leichtfiguren an den Königsflügel gezirkelt hatte. Doch mein Gegner blieb unbeeindruckt, verteidigte sich gekonnt, und mit schwindender Zeit sah ich nichts besseres, als in ein leicht nachteilhaftes End-Mittelspiel abzutauschen. Mit stetigen Gegendrohungen schaffte ich es über die Zeitkontrolle und bot Remis an, welches mein Gegner aufgrund der Matchsituation natürlich ausschlug. Die Stellung blieb schwierig zu spielen, da ich konstant die Kompensation aufrecht erhalten musste. So ging mir schon wieder schnell die Zeit aus, und mit lediglich 2 Minuten auf der Uhr musste ich wohl oder übel in einen Kampf auf Messersschneide einsteigen. Mir gelang es irgendwie, meine Stellung zu entfalten, und meinem Gegner genug Probleme zu bereiten, dass dieser trotz Zeitvorteil nicht mehr die optimale Verteidigung fand. Schliesslich brach seine Stellung ein, seine Doppelturmverteidigung auf der 3. Reihe war überlastet, und er gratulierte mir nach über 4.5 Stunden zum Sieg. Somit gewinnen wir gleich unser erstes Match in der 2. Regionalliga mit 3.5-1.5!
Herzliche Gratulation ans gesamte Team! Und was mir sehr viel bedeutet: jeder einzelne des Teams blieb bis zum Schluss, selbst als nur noch ich am spielen war, und es klar war, dass es noch eine Weile gehen wird. Dieser Rückhalt war Gold wert für mich und es macht mir grosse Freude, dass wir ab der ersten Runde schon einen so schönen Teamzusammenhalt haben. Vielen Dank! Das mach Laune für mehr! In der nächsten Runde empfangen wir mit Brig 1 den souveränen Gruppensieger vom letzten Jahr, ein harter Brocken also. Doch einmal mehr finde ich nach dieser Runde: mit diesem Team ist alles möglich!
Linus Rösler
Jonas Mosimann (1790) vs. Hansueli Lüthi (1845) Remis
Ivan Wissler (1715) vs. Hans Hofmann (1885) 0 - 1
Luca D’Arcangelo (1860) vs. Ferdinand Krebs (1867) Remis
Tomas Petrucello ( - ) vs. Serge Serempus (1845) 1 - 0
José Rueda ( - ) vs. Heinz Fankhauser (1720) Remis
Nachdem wir vor einer Woche den Aufstieg in die 2. Liga der SMM einmal mehr im Aufstiegsspiel (deutlich) verpasst haben, nahmen wir die frische SGM Saison in der 2. Liga in Angriff.
Dass die Partien in der 2. Liga ebenfalls samstags ausgetragen werden und um 14:00 Uhr starten, weiss nun auch José. Um 13:55 fehlten noch zwei unserer Spieler. Tomas radelte noch rechtzeitig an, während Josés Gegner kurz darauf die Uhr am José losen Brett startete.
José kam dann doch noch mit etwas Verspätung herangebraust, kitzelte den Sizilianer von Heinz Fankhauser, einigte sich nach 25 Zügen auf die Punkteteilung und brauste wieder heraus.
Tomas stieg mit den schwarzen Figuren angriffig in die Partie, rochierte auf dem Damenflügel und fand im Mittelspiel mit Sxd4 einen hübschen Zug (siehe Diagramm). Sein Gegner Serge Serepus kann zwar auf c7 seine Dame opfern, hat aber nach Lxc7 Txc7+ kein wirkungsvolles Abzugsschach dank Tomas’ Verteidigungsressource e5. Der volle Punkt liess sich Tomas im Anschluss nicht mehr nehmen.
Serepus vs. Tomas Petrucello
In Vorbereitung auf meinen Palermoaufenthalt nächste Woche, prüfte ich den Sizilianer meines Gegners. Während mein Gegner hintereinander h6, g6, Sh7 und h5 spielte, konnte ich weiter in sein Territorium vordringen und eine dominante Position erarbeiten. Das Remisangebot meines Gegners liess ich unkommentiert. Dass meine Stellung ab Zug 12 in jedem Zug nach f4 schrie, hörte ich zwar, konnte meine Hand aber nicht dazu bringen den Zug auf’s Brett zu bringen und fand immer einen Grund noch einen Zug abzuwarten. Auch in der mittlerweile ausgeglichenen Stellung, in der wir uns auf Remis einigten, wollte der Bauer beinahe desertieren und selbständig auf der f-Linie ins gegnerische Camp (r)überlaufen.
Ivan wurde von seinem Gegner Hans Hofmann in der Eröffnung auf dem falschen Bauer erwischt und liess in einem Moment der Unkonzentration ein wichtiger Bauer auf dem Königsflügel unbeaufsichtigt. Mit Zuversicht versuchte er die Not zur Tugend zu machen und die g-Linie für seine Schwerfiguren zum Angriff zu nutzen. Sein König war in der Mitte des Bretts aber zu ungeschützt und schliesslich der Potenz der gegnerischen Figuren ausgeliefert
Somit stand es unentschieden und Luca kämpfte in einem Turmendspiel ums Remis am Brett und für’s Team. Dabei wäre eigentlich mehr drin gelegen. Luca formierte einen dominanten Angriff auf dem Königsflügel und stand kurz vor dem Knock Out. Wobei man sagen muss, dass die besten Computerzüge den Computern vorbehalten bleibt. Im Diagramm unten wird folgende Fortsetzung empfohlen: Se5 Ta7, Txg6 hxg6, Tg1 Lxc5, Sxg6 Lxd4, e7 Txe7, Sxe7+ Kh8, cxd4. Material ist ausgeglichen, Matt in 8. Aber auch ein "einfacheres" Se5 und Dh5 hätte reichen müssen. Zum Glück konnte Luca das Endspiel halten und das 2.5 - 2.5 amtlich machen.
Jonas Mosimann